Mit Design Thinking Antworten finden, die den Mensch in den Mittelpunkt stellen
Mal ehrlich: Wenn wir über Lösungen nachdenken, glauben wir doch das Problem zu kennen, oder?
Unser Hirn sucht neue Wege in bekanntem Terrain. Aber wirklich neue Antworten finden wir nur, wenn wir einen Schritt zurück „auf Anfang“ machen, unsere Vorstellung des Problems beiseite legen um ohne Scheuklappen Neues denken zu können. Einstein soll einst gesagt haben:
„Wenn ich eine Stunde habe, um ein Problem zu lösen, dann beschäftige ich mich 55 Minuten mit dem Problem und 5 Minuten mit der Lösung.“
Klingt radikal, ist aber für echte Innovationen eine Notwendigkeit. Design Thinking (DT) stellt diese Phase systematisch an den Anfang des Denk-Prozesses und „nötigt“ damit Innovations-Suchende und Workshop-Teilnehmende weltweit dazu, ihre vertrauten Denkmuster loszulassen. Ein sehr anstrengendes Erlebnis, aber der Mühe wert.
Heute brauchen wir aber nicht nur revolutionär neue Lösungen, wir brauchen Lösungen die für folgenden Generationen, unsere Ressourcen und alle Lebewesen gut sind. Die Herausforderungen und Themen sind groß und vielfältig: Energiequellen, Konsum, Ernährung, Lieferketten und -Wege müssen radikal neu gedacht, die Klimakatastrophe im letzten Moment abgewendet, für Mitarbeitende Arbeit sinnstiftend und der Arbeitsplatz „on demand“ hybrid gestaltet werden. Von nachhaltiger, CO2-neutraler Produktion und Kreislauf-Wirtschaft gar nicht zu reden.
Anders muss es werden, aber wie?
Human Centered Design nennt IDEO seinen holistischen, integrativen Ansatz, bei dem alle am Projekt Beteiligten die Perspektive des Konsumenten einnehmen und sich auf dessen Bedürfnisse konzentrieren.
„Das Ergebnis muss nicht schön sein, sondern funktionieren, damit die Menschen es in ihr Leben integrieren können und wollen“,
sagt IDEO-Partner Axel Unger im Interview im The Red Bulletin INNOVATOR, und entzaubert die hartnäckige Annahme, Design müsse immer optisch etwas hermachen. Zukunft bedeute auch nicht automatisch künstliche Intelligenz: „Eine Lösung muss Sinn ergeben, nicht zwanghaft heißer Hightech-Shit sein.“
Die Vorgehensweise im Design Thinking könnte uns helfen, in dem sie die Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt, wenn Lösungen neu gedacht werden. Nicht das technisch Machbare oder rentabelste. Eine Methode, die, wie manche sagen, das Potential hat, eine neue Arbeitskultur in die Wirtschaft und Menschen, über fachliche Grenzen hinweg, zusammenzubringen. Also ganz neue Lösungen zu schaffen. Innovationen eben.
Ermutigendes ist zum Beispiel in der „feministischen“ Stadtentwicklung zu finden, allen voran den „Superblocks“ von Barcelona, die es als Vorbilder in die ganze Welt geschafft haben. Im Interview sagt Janet Sanz Cid, der Vizebürgermeisterin von Barcelona im Stern Podcast „DIE BOSS„
“Wir haben gemerkt, dass Städte für Männer entworfen und gebaut wurden – genauer gesagt: für weiße Männer mit Geld und Autos. Wir finden, dass die Zeiten für diese Art von Stadt vorbei sind“
Es gibt inzwischen einen DT-Ansatz, das „Design Thinking für Nachhaltigkeit (DTN)“ der Nachhaltigkeitsinnovationen im Fokus hat und in der Vorgehensweise systematisch sicher stellt, dass Nachhaltigkeitsanforderungen in allen Phasen des Innovationsprozesses konsequent berücksichtigt werden. Im Rahmen eines vom BMBF geförderten Forschungsprojekts wurde die Webseite nachhaltigkeitsinnovation.de entwickelt, die Tools und Anwendungsbeispiele für den selbstständigen Einsatz der Methode in Organisationen, Teams und Unternehmen bereithält. Design Thinking ist seit seiner Entwicklung in den 60ger Jahren eine zutiefst „offene“ und kollaborative Methode. Umso erfreulicher, dass sie auch in der modernen Pädagogik zu finden ist, z.B. bei Angeboten wie der tueftelakademie.de
Beispiele für Produkte, die die Welt ein wenig besser machen, ist das MRT Design von Doug Dietz, der Kindern die Angst vor der Untersuchung nimmt (hier im berührenden Ted-Talk). Sowie „Embrace„: ein günstiger, leben-rettender Inkubator für Entwicklungsländer und Herzensprojekt von Jane Chen.
Aktueller und aus Deutschland ist Wirelane, eine Lösung zum Thema „e-Mobilität“ von Constantin Schwaab, der das Laden zu einem „Grundrecht wie der uneingeschränkte Zugang zum Internet“ erklärt hat und das mit seinem Unternehmen (nicht ganz uneigennützig) möglich machen möchte.
Von IKEA wird berichtet, dass sich jemand im Unternehmen unter anderem die Frage gestellt hat, wie sich gewöhnliche Kaffeetassen verbessern lassen. Dabei kam heraus, dass normale Tassen keine Emotionen wecken, bis auf den Moment, in dem sie nach der Spülmaschine noch extra abgetrocknet werden müssen. Der Grund ist der Wasserrest, der sich im Boden der Tasse sammelt. Diese Erkenntnis hat IKEA durch Journey Mapping gewonnen. Als Lösung zur Verbesserung der Nutzererfahrung haben IKEA Tassen nun kleine Kerben, damit das Wasser abfließen kann.
Henry Ford bringt es gut auf den Punkt: „Wenn ich gefragt hätte, was die Menschen wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.«
Damit beschreibt er indirekt die Arbeitsweise des Design Thinking: Die Erkundung der Bedürfnisse der Menschen – auch die unbewussten – und wirklicher Nutzen sind Ziel des Prozesses. »Das Problem« zu verstehen und sich in die Welt der Betroffenen hineinzuversetzen, ist dabei stets der Ausgangspunkt. Wir haben die Vorgehensweise Schritt für Schritt dargestellt und alles zusammengetragen, was du brauchst, um für dich selber und dein Business loszulegen.
Wie wollen wir leben?
Eine gute und hoch aktuelle Frage, die das Maas Magazin No. 20 AUFBRUCH da stellte. Im Heft gibt es viele gute Anregungen, wie wir neue Wege gehen können. Wir freuen uns, dass wir mit Dorothee’s Artikel „Neue Lösungen, aber wie? Mit Design Thinking Antworten finden, die das Herz erfreuen“ einen Beitrag dazu leisten konnten.
Denn: Anders muss es werden, aber wie? Welche Innovationen sind möglich, sinnvoll und wirtschaftlich interessant?
Los geht’s mit frischen Ideen für eine bewusst gestaltete Zukunft!